Artikel – Nachtschicht fürs Hühnerglück

Artikel im Straubinger Tagblatt und der Landshuter Zeitung (21.06.2025)

Artikel aus dem Straubinger Tagblatt (21.06.2025): Gefiederschäden, Hautverletzungen, deformierte Brustbeine – Hühner aus Legebetrieben bringen oft schwere körperliche Schäden mit. Fachtierärztin Dr. Heike Reball ist eine echte Expertin rund um Hühner. In ihrer Praxis in Unterhaching behandelt sie regelmäßig kranke Ausstallungshühner.

In den Ställen werden sogenannte Legehybride gehalten, wie etwa die weltweit am häufigsten eingesetzten „Lohmann Brown“-Hennen, erklärt Dr. Heike Reball. Bis zu 320 Eier legt so ein Huhn im Jahr. „Eine enorme Stoffwechselleistung“, sagt Dr. Heike Reball. Die dafür nötige Kalziummenge entziehe der Körper den Knochen. Wird zu viel davon abgebaut, demineralisiert das Skelett – Brustbeine verbiegen oder brechen. Auch auffälliges Verhalten wie Federpicken sei keine Seltenheit. Warum? „Man muss sich zuerst fragen: Wie leben denn Hühner normalerweise?“, sagt Dr. Heike Reball. In kleinen Gruppen, mit klarer Rangordnung, Rückzugsorten und Platz zur Futtersuche. In den Großbetrieben mit teils mehreren Tausend Tieren fehle all das – „bei gleichzeitig hoher Intelligenz der Tiere. Das führt zu sozialem Stress.“ Bei Hühnern, so Dr. Heike Reball, sei das Schmerzempfinden vollständig, nur zeigen sie es anders als Säugetiere. „Sie ziehen sich zurück, schließen die Augen oder reißen sie weit auf, oder setzen sich einfach still in eine Ecke.“ Dennoch: Ausgestallte Hennen können sich schon wieder erholen und ihr neues Leben „sehr genießen“. „Sie planen jedoch nicht in die Zukunft oder denken an vergangene Zeiten“, sagt die Fachtierärztin. Hühner würden im Hier und Jetzt leben. „Ich freue mich ganz besonders, wenn ich sechs bis zwölf Monate nach der Ausstallung ein fröhliches, vitales Hobbyhuhn zum Routinecheck vorgestellt bekomme“, sagt Dr. Heike Reball. Aber häufig treten nach spätestens zwei Jahren erste gesundheitliche Probleme auf. Da helfe es manchmal, „die Patientinnen hormonell zu behandeln“, sagt Dr. Heike Reball, „um das selbstschädigende Dauerlegen zu unterbinden.“

Dass Hühner aus der Industrie gerettet werden, findet Dr. Heike Reball wichtig – doch es reiche nicht aus. „Diese Züchtungen, ob Lege- oder Masthybriden, existieren, weil unser Konsumverhalten maßlos geworden und die Erzeugung kosteneffizient sein muss.“ Der Respekt vor dem Leben sei verlorengegangen. Was es brauche? „Ein konsequentes Umdenken“, sagt Dr. Heike Reball: bewussteren Konsum, weniger Tiere auf mehr Platz, echte Beschäftigung. Das Retten einzelner Hennen sei ein Anfang. Doch erst strukturelle Veränderung in der landwirtschaftlichen Tierhaltung könnte wirklich etwas bewegen.

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Straubinger Tagblatt (21.06.2025)